Lieber Leser,

wie bereits in vorherigen Beiträgen möchte ich mich wieder mal dem Thema Reisen widmen. Eine Reise ins Ausland und der Transport vor Ort für einen behinderten Menschen stellen eine echte Herausforderung dar, insofern das Ziel nur mit dem Flugzeug erreicht werden kann. Daher möchte ich hier von den Erfahrungen mit behinderten gerechten Mietwagen berichten, um Euch da draussen Mut für eine solche Reise zu machen.

Während ich über die Bedingungen der einzelnen Fluggesellschaften schon öfters geschrieben habe, liegt das eigentliche Problem einer Fernreise eher in der Transportmöglichkeit vor Ort. In fast allen Grossstädten kann man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und Taxis einigermassen gut unterwegs sein. Möchte man aber das Land kennen lernen, braucht man einen Mietwagen.

Leider sind die grossen Mietwagenfirmen auf die Anforderungen eines Rollstuhlfahres nicht eingestellt und haben kein Angebot. Folglich fängt für mich die Planung einer Reise immer mit der Suche nach einem Spezialanbieter für Rollstuhl-Transport-Fahrzeuge an. Diese sind nicht leicht zu finden und auch bei den Themen Reservierung, Vorabbezahlung, Versicherung etc. tut man sich schwer. Gerade eine Zahlung ins Ausland für ein Auto, was man im Internet gefunden hat, kann Unbehagen verursachen. Schliesslich überweisst man Geld ins Ausland, ohne zu wissen, ob dann wirklich jemand am Flughafen steht und einem mit dem gebuchten Auto abholt.

Wir haben das mulmige Gefühl jetzt zweimal beiseite geschoben und uns ein Auto in den USA und in Südafrika gebucht. Beide Male lief alles super, so dass ich Euch die Kontakte und Erfahrungen nicht vorenthalten möchte.

USA/Florida

 Die erste Reise ging letztes Jahr in die USA. Eigentlich wollten wir von New York bis nach Florida fahren. In New York einen behinderten gerechten Mietwagen zu finden, gestaltete sich aber als sehr schwierig, vom Rücktransport ganz zu schweigen. Hier hatten wir erste Kontakte mit MobilityWorks, die mehrere Stationen für solche Mietwagen über die USA verteilt haben. Leider im State New York nur in Albany, ca. 100 km weit weg von Manhattan, und damit ausserhalb unserer Reichweite.

Letztendlich haben wir ein paar Tage ohne Mietwagen in New York verbracht, wo man wirklich keinen Mietwagen benötigt. Dann sind wir weiter nach Orlando geflogen, wo es direkt zwei Anbieter für behinderten gerechte Mietwagen gibt: Wheelchair Vans of America die mit MobilityWorks zusammenarbeiten und Florida Van Rentals.
Wir haben zunächst mit Wheelchair Vans nach einem passenden Auto (E-Rolli-Fahrer, 2 Transportboxen für die Beatmung etc., 4 Koffer plus 3 weitere Personen) gesucht. Da sich die Abstimmung etwas hingezogen hatte, war dann, als wir mieten wollten, plötzlich das Auto schon vermietet. Glücklicherweise habe ich dann Florida Van Rentals gefunden, die direkt das wesentlich grössere Auto (meine Kinder fanden es super cool) im Angebot hatten.  Die Abholung am Flughafen in Orlando war reibungslos, da die Firma uns das Auto in einem Valetparking hinterlegt hatte. Auch war die Reise innerhalb von Florida und eine Abgabe in Miami gestaltete sich wesentlich einfacher. Wir mussten nur das Auto auf einem speziellen Parkplatz parken und den Schlüssel hinter dem Benzintank verstecken. Ich habe dann noch ein Foto an den Vermieter geschickt, fertig.

Problematisch war dann noch das Thema Versicherung, da hier spezielle Anforderungen, vorallem wegen der elektrischen Rampe, gestellt wurden. Aber letztendlich haben wir mit deren Unterstützung einen englischen Versicherer gefunden, der weltweite entsprechende Polizen anbietet.

Südafrika / Kapstadt

Dieses Jahr waren wir in Südafrika, genauer gesagt in Kapstadt und an der Gardenroute. Leider mussten wir unsere Reise auf diese Region beschränken, da South African Airways Rollstühle über 100 kg nicht mitnimmt. Ein Inlandsflug war somit nicht möglich, abgesehen davon, dass wir dann ja einen zweiten Mietwagen benötigt hätten. Das war aber letztendlich nicht schlimm, da wir in Kapstadt mit Travel with Rene eine super Mietwagenfirma gefunden haben, die aufgrund der eigenen Betroffenheit genau weiss was man braucht, Tipps geben kann und dann noch einen Superservice hat. Die hätten das Fahrzeug auch z.B. von Johannesburg für uns zurückgefahren, aber dann war uns der Weg doch zu weit. Bezahlt habe ich übrigens via Paypal, was zwar Gebühren wegen des Wechselkurses in USD gekostet hat, aber letztendlich ganz einfach ging. Das war auch einfach für die Rücküberweisung eines Sicherheitsdeposits, welches evtl. Schäden abdecken sollte. Versichert war das Auto übrigens immer noch über die Versicherung, die ich für die USA abgeschlossen hatte, weil beide Reisen innerhalb der Laufzeit von einem Jahr waren.

In Kapstadt hatten wir noch ein Problem mit der elektrischen Rampe, aber eine Whatsapp an Rene und schon bekamen wir einen Ersatzwagen bis der andere Wagen reparariert war. Spannend war dann noch das Thema Highjackingalarm. Dieser wird ausgelöst, wenn man bei laufendem Motor die Türen aufmacht, um z.B. ein Foto zu schiessen. Leider fängt dann das Auto an zu piepsen und fährt auch nicht mehr, was uns mitten in der Pampa doch etwas nervös gemacht hat. Letztendlich hatte Rene nur vergessen uns davon zu erzählen und ein kurzer Anruf klärte das Problem sofort.

Von Kapstadt aus sind wir dann entlang der Garden Route bis Knysna und zurück über Oudtshoorn. Hier sollte man sich nicht von der ein oder anderen Dirtroad abschrecken lassen. Es klappert zwar ein bisschen mehr als auf normalen Strassen und man begegnet kilometerlang niemandem, aber wo erlebt man so etwas noch in Europa.

Fazit:

Die Reisen haben sich gelohnt und wir werden weiter nach interessanten Zielen suchen. Die Anmietung eines behinderten gerechten Fahrzeugs ist nicht ganz einfach und die Versicherung etwas komplizierter, aber davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Die Fahrzeuge erfüllten ihren Zweck, auch wenn jedes Fahrzeug etwas älter war und die ein oder andere Macke aufwiess. Aber letztendlich ist das doch egal, Hauptsache man kommt ohne Probleme von A nach B und kann den Urlaub vor Ort so richtig geniessen.