In der Zeit des Pflegenotstands gibt es immer mehr unzufriedene Pflegekräfte – ICH BIN KEINE DAVON!!!

Ich kann mich noch gut an den Beginn der Ausbildung erinnern. An eine Berufsschulklasse voller junger, motivierter Menschen, die gerne anderen Menschen helfen. Denen es eine Freude bereitet, andere Menschen, durch Ihre Arbeit, glücklich zu machen oder wenigstens das Leid geringfügiger.

Doch so motiviert man zu Beginn auch ist, die Realität folgt schnell. Krankenstationen, die bis auf die Flure voll belegt sind. Eine Belegschaft, die kaum für die Hälfte der Patienten reicht.

Es folgt eine immer tiefere Unzufriedenheit, da alles anders läuft als gewünscht. Das, was man so gerne macht: dem Menschen helfen und sein Leiden lindern, kann man kaum. Denn man muss ständig sagen:“ Es tut mir leid, ich habe keine Zeit“. Und die hat man nicht nur für nette „Extras“, wie ein kurzes, tröstendes Gespräch, sondern auch für medizinisch und pflegerisch wichtige und notwendige Dinge.

Dann gibt es da noch die ambulanten Pflegedienste, die von Haus zu Haus fahren, um vor Ort „nur einen“ Patienten zu versorgen. Doch entspannter ist das nicht!

Die Zeit, die man für den einzelnen Patienten hat, ist auch nicht mehr. Kleine Wäsche = 10 Minuten, Ankleiden = max. 10 Minuten, Zähne putzen = 5 Minuten usw. Utopische Zeiten! Und dann kommt da noch der Routenplan, der den Straßenverkehr nicht berücksichtigt. Im Endeffekt hetzt man von Patient zu Patient und muss seine Arbeitszeit auch noch in Früh- und Spätschicht aufteilen.

Anders ist es in den sogenannten Intensiv-Pflegediensten. Dort arbeitet man in der 1 zu 1 Betreuung über mehrere Stunden hinweg. In der Regel wird in längeren Schichten (8-12 Stunden) gearbeitet und man hat im Ausgleich mehr freie Tage. Ein positiver Aspekt ist die Zeit mit dem Patienten. Nicht nur für die Pflege an sich, sondern eben auch in der Alltagsbegleitung – sei es im Kindergarten, Schule oder in der Freizeit. Doch auch hier kommt Unmut auf, denn ohne Überstunden und zusätzliche Dienste (aufgrund von Kollegenausfall usw.) funktioniert es auch hier nicht mehr.

Was macht also den Unterschied aus? Wieso bin ich trotzdem zufrieden?

Einer der Momente, in denen mir das erste Mal bewusst wurde “Ja, dieser Pflegedienst ist wirklich anders!“, war der, als die Pflegedienstleitung für den Nachtdienst einsprang. Ich hatte angeboten, die zu besetzenden Nächte zu übernehmen, doch da ich für meine Prüfungen lernen musste, war dies für die Pflegedienstleitung keine Alternative. Und das ist bis heute kein Einzelfall.

Ein weiterer, wenn auch nicht unwichtiger Aspekt ist die gelebte Gestaltung des Dienstplans. Dienstwünsche, Freiwünsche, Urlaubs- und Feiertagsplanung sind nicht nur graue Theorie.

Endlich wieder einem Verein beitreten zu können, regelmäßig einem Hobby nachzugehen oder einfach Zeit für die eigene Familie zu haben, kann auch in unserem Beruf möglich sein.

Natürlich wird man trotzdem angerufen und gebeten einzuspringen, doch auch hier macht der Ton die Musik:

„ Kollege X ist krank, du musst heute die Nachtschicht übernehmen“ wirkt einfach anders auf mich als „Kollege X ist krank, wäre es möglich, dass du den Nachtdienst machst oder den Dienst mit Kollegin Y tauschst?“.

Und wenn man mal nicht kann, dann ist das auch in Ordnung! Dann wird nicht gemeckert oder das schlechte Gewissen angesprochen.

Und jetzt kommt das Beste, liebe Kollegen, für das kurzfristige Einspringen gibt es bei uns kleine Belohnungen in Form von Amazon Gutscheinen – kein Scherz